Wir drei im Mai

Bernice hat viel Post bekommen, seit ihre Webseite online ist. Der Zuspruch tut ihr (und uns) sehr gut, alle guten Wünsche helfen ihr auf dem Weg zu einem normalen Katzenleben...

Am Ende der ersten Mai-Woche gönnen wir uns zwei Tage Ferien, derweil wird Bernice von der 17-jährigen G. aus der Nachbarschaft versorgt. Vorher grundreinigen wir das KK, doch das passt Bernice gar nicht, sie dankt es uns mit Fauchen, sie findet ihren Geruch nicht mehr...

Als wir Sonntagabend zurückkommen, hat sie wohl den ganzen Tag kein Nassfutter mehr gefressen. Ob sie dieses Futter nicht mehr mag? Wir füllen den Napf neu, nehmen eine andere Sorte einer anderen Firma. Doch am Montag ist alles unberührt! Wenigstens etwas Trockenfutter hat sie gefressen, aber irgendwie ist es schon merkwürdig. Sogar angebotene Schleckereien (Sahne, Leberwurst...) werden nur kurz beschnuppert, dann dreht sie sich wieder um und geht zurück ins KK.

Bernice geht es nicht gut, aber immerhin liegt sie noch entspannt in ihrer Lieblingspose.

Am Dienstagabend leckt sie von einem sehr suppigen Futter alle Feuchtigkeit auf, doch am späteren Abend finden wir es auf dem Fußboden wieder, alles ausgekotzt! Was hat unsere Süße?! In der Nacht erbricht sie weiter, ob sie was trinkt, können wir nicht feststellen. Als wir am Nachmittag nach Hause kommen, ist sie unverändert und wir machen uns Sorgen. Erneute Kotzstellen sind jetzt mit Katzengras durchsetzt, aber es ist nur noch weißer Schleim. Es kann ja auch gar nichts mehr drin sein in diesem kleinen Katzenkörper...

Vergeblich versuchen wir, das Tierheim zu erreichen. Und das ausgerechnet jetzt! Wir überlegen eilends, wer uns helfen könnte, aber Telefonnummern von KatzenkennerInnen haben wir kaum. Eine Freundin rät, mit Bernice zum Tierarzt zu gehen. Doch die Adresse der TÄ vom Helenenhof können wir nirgendwo ausfindig machen. Schließlich suchen wir im Branchenbuch und rufen eine Praxis an, die noch sehr spät Sprechstunden hat. Aber nach hier zu Bernice rauskommen – nein, dafür ist es zu spät, und die Sprechstunde ist jetzt auch vorbei. Wir sind beunruhigt und fühlen uns hilflos und irgendwie allein.

Bernice geht es schlecht. Und doch schleckt sie sich die Schnauze, wenn wir was zu fressen hinstellen, geht sogar dorthin, aber selbst bei den verführerischsten Leckereien schnuppert sie nur kurz und wendet sich wieder ab! Und dann frisst sie wieder Katzengras und erbricht.

Früh am nächsten Morgen vereinbart Mary in der nächstgelegenen Praxis für den Nachmittag einen Termin. Dann meldet sich auch das Tierheim und – welch Glück! – an diesem Vormittag ist die TÄ dort und wir sollen Bernice am Besten gleich hinbringen. So aus dem Stand ist das logistisch ein kleines Unterfangen, alle Nachbarn, die uns sonst gelegentlich ein Auto leihen, sind heute vormittag weg. Schließlich gelingt es Monika, einen Wagen der Kollegen zu bekommen, und macht sich vom Büro auf den Weg.

Bernice wehrt sich mit Fauchen, Knurren und Tatzenhieben als Monika sie mit einem Tuch packt und in den Tragekorb setzt. Arme Bernice! So etwas würden wir ihr gerne ersparen...! Auf der Fahrt ist sie still, vermutlich wieder in starrer Haltung. Im Helenenhof berichtet Monika kurz über die letzten Tage, die TÄ entscheidet schnell, dass sie eine Blutuntersuchung machen lassen will. Zur Blutabnahme nimmt Frau B. Bernice aus dem Tragekorb, und wieder faucht und knurrt Bernice heftig. Als die TÄ ihr eine Gummischlaufe übers Bein ziehen will, schlägt sie plötzlich so wild um sich, dass sogar die TÄ einen Schritt zurückgeschreckt ist. Da hilft leider nur noch, Bernice unter einem großen Tuch zu „begraben“ und gut festzuhalten. Die TÄ legt die Schlaufe um den Hinterlauf, da ist leichter dran zu kommen. Und weil Bernice viel zu wenig Flüssigkeit zu sich genommen hat, bekommt sie nach der Blutabnahme per Infusion ein Wasserdepot unter die Haut und ein Antibiotikum gespritzt. Alles Weitere wird jetzt vom Ergebnis des Bluttests abhängen...

In diesem Eckchen lag sie bislang noch nie. Von drei Seiten geschützt und halb hinter ihrem Katzengras fühlt sie sich nach der ersten Tour zur TÄ im Helenenhof wohl am sichersten.

Monika bringt Bernice wieder zurück in ihr vertrautes Zimmer. Die Katze verkriecht sich in einen engen Winkel, dort können wir sie aber noch immer gut beobachten. Nach einiger Zeit liegt sie wieder entspannter auf der Seite. Sobald aber jemand auch nur in die Nähe der Tür kommt, geht sie in Hab-Acht-Stellung. Wahrscheinlich dauert es eine Weile, bis sie uns diesen Stress-Akt „verzeiht“. Am Nachmittag erbricht sie wieder, arme Socke, was ist das quälend! Durch die Flüssigkeitszufuhr kann sie in der Nacht viel pinkeln, selbst zwei Kothäufchen finden sich am Morgen, aber auch weitere Kotzstellen.

Sie lehnt jedes angebotene Futter ab, inzwischen inspiziert sie nicht einmal mehr den Napf, liegt nur noch still im KK und scheint kaum noch anprechbar. Was ist nur los? Das Ergebnis des Bluttests gibt keinen Hinweis, alles im Rahmen des Normalen, nur gering erhöhte Nierenwerte, aber nach so viel Tagen ohne Flüssigkeit auch nicht verwunderlich. Wir bekommen Schonkost und Medikamente vom Tierheim.

Jetzt stehen wir vor dem Problem vieler Dosis: wie kriegen wir das ins Tier hinein? In Leberwurst, in Sahne, mit Thunfisch, frisch gekochtem Hühnchen – Bernice nimmt nichts. Und ihr die Tabletten irgendwie reinzudrücken, das überfordert uns und wir scheuen uns auch vor solch einer „Zwangsmaßnahme“. Wenn wir uns ihr nähern, faucht und knurrt sie heftig.

Samstag liegt sie eng gerollt im KK, hat in der Nacht wieder ein wenig erbrochen. Unsere Spekulationen gehen von Zahnschmerzen bis zu Tumoren und wachsen sich immer mehr aus. Unsere Sorge wird übergroß, wir merken, wie sehr sie uns schon ans Herz gewachsen ist. Mit unserem Latein und den Nerven sind wir am Ende. Wir telefonieren noch einmal mit Frau B., was zu tun ist, und sie empfiehlt, die Tierklinik in Köln aufzusuchen, das Blutbild faxt sie sogleich hin. Bernice frisst jetzt seit fast sieben Tagen nichts mehr, wir befürchten, das sie nun doch „nicht mehr will“.

Die TÄ in der Klinik prüft bei Bernice zuerst gründlich die Zähne, die Bernice fest zusammenbeißt. Als sie ihr den Kiefer auseinanderdrücken, beißt sie auf einmal feste zu, leider war die TÄ nicht schnell genug und Bernice erwischt sie im Daumen. Das weitere Abtasten lässt sie dann friedlich über sich ergehen. Ebenso die erneute Infusion und eine Spritze mit Antibiotikum und Aufbaupräparat. Einen an die Schnauze gedrückter Tropfen Vitaminpaste ignoriert sie standhaft, obwohl ein Nasenloch davon völlig verklebt ist.

Wir vereinbaren, dass sie am Dienstag geröntgt wird, wenn sich bis dahin nichts weiter getan hat. So nehmen wir Bernice wieder mit, erstmal beruhigt, dass soweit organisch mit ihr alles in Ordnung ist. Den Nachmittag lassen wir sie in Ruhe, stellen ihr eine Auswahl an Leckereien hin. Nach einer Weile verlässt sie die Transportbox und liegt später im Katzenbett.

Als wir nach einem Konzert spät am Abend wieder nach ihr sehen, hat sie wohl an unserem Angebot genascht! Vor allem Flüssigkeit ist weg, der Hüttenkäse größtenteils und etwas Leberwurst. Oh – was sind wir froh! An das neu hingestellte frische Futter geht sie aber wieder nicht dran. Jetzt sind wir gespannt, ob es sich in den nächsten Tagen wieder einpendelt.

Bernice scheint es besser zu gehen.

Am Sonntag stabilisiert sich die Lage weiter, Bernice nascht mehr als dass sie frißt, aber erbricht nicht mehr. Nachmittags fahren wir weg und futtern uns bei einer Geburtstagskaffeetafel durch, sorgenvoll in Gedanken, ob Bernice die Krise jetzt überstanden hat... dieses oder jenes schon Anzeichen einer Trendwende sind... (so wie man kleinste Indizien hin und her deutet oder im Kaffeesatz liest...)

Diesen etwa 6 cm langen verfilzten Haar-Brocken hatte Bernice im Magen. Erst am Sonntagabend gelang es ihr, ihn rauszuwürgen.

Abends kommen wir nach Hause und Monika entdeckt, dass Bernice wieder erbrochen hat, und wir können es gar nicht fassen, wie ein Katzenkörper so was aushält: mehrere verfilzte Haarkugeln, die miteinander verbunden gut 6 cm lang sind! Offensichtlich hat sich ein Katzengrashalm so herumgewickelt, dass alles zusammen endlich aus dem Magen zu würgen ging. Unglaublich, das ganze Gebilde hat die Größe einer kleinen Maus! Ziemlich erschöpft liegt sie noch in ihrer Verkriechecke und erholt sich von der anstrengenden Aktion. Stunden später frisst sie (endlich!) wieder etwas Nassfutter, auch Hüttenkäse und Sahnesoße – das ganze Büffett wird probiert.

Wir zwei sind glücklich! Wenn es das gewesen ist! Natürlich trauen wir dem Braten noch nicht so ganz und halten uns den Termin in der Tierklinik noch offen – falls es sich nicht weiter bessert oder sie doch wieder erbricht?

Montag morgen, der Wecker geht früh, der erste verschlafene Blick: „Was macht die Katze?“ Das Nassfutter ist ziemlich weggefressen – Hurra!! Nichts erbrochen, Bernice aber noch nicht gut auf uns zu sprechen in Erinnerung an die TÄ-Besuche der letzten Tage, aber was soll‘s! Also Nachschub in den Napf. Es dauert nicht lange, da tappt sie hin – jippie! Sie haut jetzt nicht gleich alles rein, aber immerhin.

Für tagsüber legen wir noch einiges Trockenfutter an ihre Lieblingsstellen. Na holla! Sogleich erhebt sich Bernice, und nimmt den kürzesten Weg, um dran zu kommen, egal wo es liegt, und lässt die Dinger krachen! Sie hat sichtlich was nachzuholen. Sogar – wie es sich gehört – eine angemessene Wasserration schlappert sie sich nach den Crackern rein. Spannend, dass sie jetzt das TroFu bevorzugt, sonst schleckt sie eher den NaFu-Napf leer. Oh, happy day!

Montag abend: Bernice ist wohl über den Berg. Ihr Fell sieht schon wieder glänzender aus, der Gang kräftiger und diese Katze da, die den Kopf so in den Napf steckt: das ist wieder unsere alte Bernice, wie wir sie kennen und lieben!!

Der Helenenhof gab uns eine gute Paste, die wir nun regelmäßig in ihr Futter mischen. Und Britt M. schickte ein Gläschen Darmflora-Kulturen, um nach dem Antibiotikum die gesunden Darmbakterien zu fördern. Was kann es für Bernice Besseres geben, als dass sich so viele Menschen für ihr Wohlergehen einsetzen? DANKE Euch allen für die guten Wünsche und Empfehlungen!

Auf direktem Weg zum Trockenfutter – auch wenn sie sich ziemlich klein machen muss. Die Cracker liegen einfach auf der anderen Seite...

Unsere Bernice – schon wieder fast die alte: Den Kopf in den Napf und futtern!

Auch wenn das Würgen von Haarballen kätzische Art ist, geschieht es doch recht oft im Vergleich zu den ersten Monaten, die sie hier lebt. Oder kann es sein, dass sich das ganze Zeug schon länger in ihrem Magen gesammelt hat? Jetzt hockt sie immer wieder mal da und würgt. Doch Haare kommen nicht jedesmal, sondern oft nur Schleim. Hoffentlich normalisiert sich das mit der Zeit und mit der Malzpaste.

In dieses kleine Eck zieht sie sich gerne zurück.

Seit dieser anstrengenden Zeit verzieht sich Bernice tagsüber gerne in enge Winkel des Zimmers, die ihr von drei Seiten „Schutz“ geben. Ihr Hauptrückzugsort ist jetzt die enge Lücke zwischen dem Katzenbett und dem Sitzhocker, eng ans Regal gedrückt. Manchmal sehen wir sie erst, wenn wir zwei Schritte ins Zimmer gehen... Wir haben viel Geduld mit ihr, nehmen uns immer wieder zurück, auch wenn wir sie am liebsten knuddeln würden. Aber damit würden wir uns nicht nur Fauchen und Hiebe einfangen, sondern sicher auch das kleine Vertrauen verlieren, das wir uns bei ihr schon erworben haben...

Ihre Scheu vor sich bewegenden Dingen/Menschen ist weiterhin noch sehr groß. Manchmal denken wir darüber nach, was sie wohl vorher alles erlebt haben mag, nicht nur in ihrer Zeit als ausgesetzte blinde Katze, sondern auch vorher – bei den Menschen. Beobachtungen lassen uns weiter über ihre Vorgeschichte spekulieren. Einmal liegt sie ganz entspannt mitten in ihrem Zimmer. Als in der Etage drunter beim Fensteröffnen lautes Kindergeschrei von draußen tönt, spitzt sie die Ohren und macht sich gleich auf in den hintersten Winkel. Dagegen lauscht sie dem Vogelgezwitscher morgens und abends aufmerksam und scheint es zu mögen. Eine frühere Jägerin und Freigängerin? Eine, die Kindern aus dem Weg ging?

Dafür spricht auch ihr Tagesrhythmus: Sich verkriechen zu Zeiten, zu denen Kinder wach/zuhause sind, fit sein, wenn eine Jägerin aufbricht. Morgens ist sie sehr schläfrig, leckt in der Regel um sieben Uhr zügig das Weiche vom Nassfutter weg. Dann schläft sie sehr fest bis in den Nachmittag, nur unterbrochen von einer weiteren Fressrunde, in der die abgeleckten Futterbrocken gekaut werden. Weiter dösen, mal auf Klo, dösen und vielleicht ein wenig Trockenfutter knuspern. Am Abend die zweite Gabe Nassfutter, da braucht es nicht lange, bis Bernice hintappt. Und jetzt die große Fellpflege.

Abhängen beim „Radio“-Hören ...
Die kleine Maus ist nur Deko, bislang lässt sie sich noch nicht zum Spiel animieren, egal womit. Beim Rollen von TroFu oder Papierbällchen hört sie immerhin schon mal mit gespitzen Ohren zu...

Später liegt sie irgendwo mitten im Zimmer oder auf dem Sitzhocker. So gegen neun wirkt sie erfrischt und wach – bei uns Zeit fürs Katzenradio: wir lesen vor und singen ein Ründchen. Doch dann werden wir langsam müde, während die Katze sehr entspannt da liegt, diese Art der menschlichen Gesellschaft offensichtlich genießend. In der Nacht – so haben wir aufgrund genauer Beobachtung entdeckt - wird Bernice gelegentlich richtig munter: dann pirscht sie aus ihrem Zimmer durch das gesamte Dachbüro, liegt mal hier, mal dort, oder gar hinter den Computern. Überall dort haben wir schon Katzenhaare gefunden und kleine Streureste.

Einen Katzenbaum haben wir im Büro aufgestellt, nicht weit weg von der Türe zu ihrem Zimmer. Und auf die erste Etage führt eine Rampe hinauf, damit sie lernen kann, dass sie da hinauf darf. Aber noch ist ihr das wohl suspekt. Immerhin haben wir sie schon mit TroFu auf das Sockelbrett locken können, zum Kennenlernen des neuen Möbels und der Materialien. Kleine Trockenfutter- Verstecke legen wir jetzt jeden Abend an verschiedenen Stellen im Büro aus, dann können wir sehen, bis wohin sie sich schon vorgewagt hat.

Ende des Monats erleben wir eine kleine Überraschung. Monika sitzt an einem Vormittag an ihrem PC, eine Zeit, in der Bernice sonst immer mal alleine ist und nach unserer Beobachtung viel schläft. Aber an diesem Tag marschiert sie aus dem Zimmer und durchstreift den ganzen Bereich. Schließlich wirkt sie ein wenig hektisch, scheint die Orientierung nicht mehr ganz zu haben und irrt ein wenig hin und her. Als sie schließlich fast die Treppe herunterstürzt – diesen Weg kennt sie bisher noch nicht – spricht Monika sie beruhigend an und versucht, sie auf den Weg ins Zimmer zurück zu leiten. Dort zieht sie sich erst mal wieder in ihre Schutzecke zurück. Aber welche Neugier mag sie schon haben (und welches Vertrauen!), dass sie sich trotz Anwesenheit aus ihrem Zimmer traut?! Wir sind gespannt, womit Bernice uns noch überrascht.

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