Julas Erbin

Ihr Blick hat uns verzaubert ...

Eine kleine ernste Lady ist es, die uns da im Tierheim anblickt.

In den ersten Tagen verkriecht sie sich unter dem Regal.

Als sie Bilder von Jula auf dem Bildschirm sieht, wird sie sehr aufmerksam.

Sharli ist verspielt wie alle jungen Katzen.

Bella verfolgt Sharlis Spiel sehr aufmerksam.

Nicht nur wir trauern, auch Bella vermisst Jula. Sie scheint uns aus dem Weg zu gehen, verkriecht sich sogar hinter den Schrank und will nicht einmal nach draußen, obwohl das Wetter recht freundlich ist.

Sechs Wochen nach Julas Tod entscheiden wir, dass Bella nicht allein bleiben soll, die Gefährtin fehlt ihr wohl sehr, auch wenn die beiden sich ja mehr auf indirekte Weise begegnet sind. Wir fragen Anja Q., was am besten zu Bella passen würde. „So jung wie es für Euch möglich ist! Das kennt sie, damit kam sie immer gut klar!“ betont sie mehrmals. Alles andere sei egal, ob Kater oder Katze, ob lebhaft oder ruhig. „Bella kann sich gut anpassen, nur möglichst jung sollte es sein!“

Mit diesem Satz im Ohr machen wir uns auf die Suche durch die umliegenden Tierheime. Wir denken an ein etwa 1 bis 2 Jahre altes Tier, eins, das möglicherweise auch ein Handicap hat. Auf einer Tierheim-Webseite wurde ein dreibeiniger Kater vorgestellt, doch der war wenige Tage zuvor vermittelt worden.

Manches Tier, das wir uns ansehen, käme vielleicht in Frage, doch ein Funke will nicht so recht überspringen. Während der Suche merken wir, dass wir Julas Platz gerne wieder einem weibliches Tier geben wollen, doch irgendwie sind derzeit sehr viele Kater in den Tierheimen. Schließlich nehmen wir doch noch eine „Kinderstube“ (ca. 4 bis 5 Monate alte Jungkatzen) in Augenschein, auch hier ist nur ein einziges weibliches Tier dabei. Die Betreuerin muss sie eine Weile rufen. Während sich die meisten kleinen Katerchen von der Leckerei schnell locken lassen und bald auf der Betreuerin herumturnen, kommt die kleine Lady ein wenig schüchtern näher. Naja, zwei Fremde im Gehege, da ist Vorsicht geboten... „Die ist es!“ reagieren wir spontan und einhellig!

Mitten im Wuseln der anderen lässt sie sich das dargebotene Stückchen gerne reichen. Gelegentlich wird sie zwar zur Seite geschubst, aber sie scheint sich nicht viel daraus zu machen, sitzt selbstverständlich da und wartet einfach ab. Obwohl sie aus einem wilden Wurf stammt, ist sie kein schreckhaftes Kätzchen, das bei jeder ungewohnten Bewegung abzischt und sich versteckt. Wir finden, dass sie gut zur blinden Bella passen könnte.

Am 5. November holen wir sie zu uns. Auf unserer Runde durch die Tierheime haben wir eine Katze gesehen, die aber für Bella zu alt gewesen ist, doch ihr Name „Charly“ hat uns gefallen. Hier bei uns im Rheinland wird daraus oft ein weiches „Scharly“ und so nennen wir die Kleine nun „Sharli“.

Sharli quartieren wir in Julas Zimmerchen ein, dort ist bis heute Bella-freie Zone. Außerdem können wir Bella so weiterhin problemlos nach draußen lassen, ohne dass Sharli in der Nähe ist. Auch bietet das Dachgeschoss mehr interessante Möglichkeiten für eine Katze als die unteren Etagen. Direkt nach Ankunft verkriecht sie sich in einen engen Winkel unter dem Regal. Unsere ersten Annäherungsversuche quittiert sie mit deutlichem Fauchen. Hingelegte Trockenfutter-Cracker nimmt sie dennoch gerne, nähert sich der gebenden Hand schon auf 20 Zentimeter.

Am nächsten Tag schon kommt sie mit der Nase bis zu den Fingern gerobbt, die ihr die leckeren Bröckchen reichen. Und wir staunen nicht schlecht: unterm Regal lässt sie sich bereitwillig Kopf und Pfötchen kraueln und beginnt nachdrücklich zu schnurren! Nur heraus aus dem sicheren Versteck wagt sie sich noch nicht.

Am dritten Tag bricht das Eis, sie traut sie sich unter dem Regal hervor, denn Trockenfutter frisst sie wie Kinder Kekse – immer nur her damit! Gezielt können wir sie nun hierhin und dahin locken, das Büro wird schnell vertrautes Gebiet. Im Regal neben Monikas Schreibtisch findet sie einen engen Winkel, in den sie sich nun gerne verkriecht. Zwei Tage später sitzt sie vor dem Monitor und versucht, die fliegenden Sternchen des Bildschirmschoners zu fangen!

Natürlich wollen wir sie nach ein paar Tagen der Eingewöhnung auch mit Bella zusammenbringen. Bella hat seit Einzug von Sharli das Büro wieder als Fremdrevier gemieden, bleibt auf der Treppe sitzen und trollt sich schnell wieder hinunter. Also versuchen wir, Sharli den Weg nach unten „schmackhaft“ zu machen, doch wieder dauert es drei Tage, bis ihre Neugier über den Respekt vor der großen Bella siegt und sie in die erste Etage herunter kommt.

Jetzt nimmt sie in rascher Weise das ganze Haus in Augenschein, am selben Nachmittag kommt sie bis in ins Erdgeschoss und damit auch in Bellas Nähe. Bella behagt es erstmal gar nicht, dass sich da ein fremdes Wesen in ihrem angestammten Revier bewegt. Sie faucht und knurrt anhaltend, und Sharli hält respektvoll Distanz. Von ihrem Erkundungsgang lässt sie sich aber nicht abbringen und schließlich verzieht sich Bella erst mal nach draußen. Ab jetzt füttern wir beide in der Küche, allerdings an getrennten Plätzen, denn so können wir Bellas FdH-Diät einfach besser im Auge behalten.

Zwei Wochen später sind sich Bella und Sharli merklich näher gekommen, Bella faucht nicht mehr und die Knurr-Distanz ist auf wenige Handbreit geschrumpft. Manchmal rennt sie allerdings in die Kleine hinein, die sich gerne mitten in den Weg legt oder wehrt sich gegen ihre übermütigen Späße, wenn Sharli nach Bellas Schwanz angelt oder sie aus dem Hinterhalt anspringt. Dann gibt es schnell mal eins mit der Pfote!

Sharli begreift schnell. Auch auf unser "Nein!" trollt sie sich sofort in schuldbewusster Haltung, wenn sie sich an Bellas Napf vergreift. Sie ahmt die Große in manchen Eigenheiten nach, und auch Bella übernimmt bereits Angewohnheiten von Sharli. So lässt sich die Kleine gerne auf der unteren (geschlossenen) Treppe kraulen, und seit kurzem bleibt auch Bella auf einer Stufe sitzen, um sich ein wenig knuddeln zu lassen. Ganz oft halten sich beide im selben Raum auf, geht Bella woanders hin, folgt Sharli ihr kurze Zeit später. Nur ihre Rückzugsplätze haben sie in unterschiedlichen Zimmern gewählt. Aber wer weiß, was in ein paar Wochen ist ...

Nun sind wir also wieder zu viert und eine fast normale Katzen-Mensch-Familie.

 

Doch auch uns hat Jula ein Erbe hinterlassen, wie wir in den letzten Tagen aus aktuellem Anlass merken. Durch sie und ihre Geschichte sind wir Teil eines Netzwerkes von engagierten Katzen-FreundInnen geworden. Und wir fühlen die Verantwortung, uns auch weiterhin für besonders arme Socken einzusetzen. So wird das Zimmerchen, das Julas hauptsächlicher Aufenthaltsort war und das unsere zwei gar nicht mehr nutzen, künftig als (jeweils befristete) Pflegestelle für besonders schwierige Katzen des Helenenhofs dienen. Die Erfahrungen, die wir mit Jula gewonnen haben, wollen wir künftig an Tiere weitergeben, die aufgrund schlechter Erfahrungen sehr misstrauisch und mit extremen Verhaltensauffälligkeiten reagieren. Hier können sie hoffentlich wieder Zutrauen zu Menschen fassen, um dann in ein endgültiges, freundliches Zuhause vermittelt zu werden.

 

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