Katzen-WG

Aufmerksame Horcherin

Wenn zwei Katzen neu zusammenkommen, braucht es eine Weile, bis sie miteinander klare Verhältnisse haben, das ist ja auch bei sehenden Katzen so. Blinde Katzen nehmen sich dazu offensichtlich noch viel mehr Zeit.

Unsere beiden Katzendamen verbringen den beginnenden Winter und den Jahreswechsel damit, sich jeweils häuslich einzurichten und weiterhin auf Distanz Kontakt zu pflegen – mehr leider nicht. Und wir Dosis lassen es damit gut sein, diese beiden werden es ganz alleine bestimmen, ob und wann sie als Katzenfreundinnen zusammen finden.

Mit dem Einzug von Bella haben wir unsere freie Zeit zwischen den beiden verteilen müssen, das heißt vor allem für Jula weniger „Katzenradio“. Bella ist sehr menschenbezogen und braucht Spiel- und Schmuserunden. Wir genießen es auch sehr, mit ihr ist es einfach so, wie ein Leben mit Katzen eben ist. Oft genug stellen wir uns vor, dass es irgendwann so weit sein wird, dass auch Jula mit dabei ist ... und wenn es in ein paar Jahren ist.

Jula ist mit ihrer Dosi-freien Zeit wohl auch ganz zufrieden, vielleicht haben wir bislang sogar zuviel des Guten getan, und sie durch unser ständiges Umsorgen in ihrem Zimmerchen ein wenig „festgesetzt“. Einstweilen hat sie sich mit Vitaminen und Aufbaufutter neue Kräfte geholt und sieht in ihrem Winterfell prächtig aus. Einzig die mangelnde Bewegung ist ihrem Gang anzusehen. Inzwischen ist das ganze Dachgeschoss (unser Büro) ihr Revier, in das kleine Zimmerchen geht sie eigentlich nur noch zum Fressen und aufs Klo. Gelegentlich wird es zum Rückzugsort, wenn es im Haus lebhaft zugeht, aber im offenen Dachgeschoss hält sie sich jetzt am liebsten auf: Mal direkt neben surrenden Computern, unter dem Ateliertisch oder ganz mutig mitten im Zimmer dösend oder schlafend. Ein Lieblingsplatz ist inzwischen unter Marys Schreibtisch zwischen allen Elektrokabeln. Von diesen Stellen aus kann sie natürlich die Aktivitäten im Haus und auch die von Bella am besten verfolgen.

Bella wartet. Über die letzte Treppenstufe hinauf wagt sie sich nur sehr selten.

Jula macht in Bezug auf uns Menschen weitere Entwicklungsschritte. Als klar wird, dass es wieder nötig ist, ihre Krallen zu kürzen, haben wir die Tierärztin zu einem Hausbesuch gebeten. Bei eine schamanischen Sitzung, die Heidi F. für Jula gemacht hat, äußerte Jula den Wunsch, dieses Haus nie wieder verlassen zu müssen – nicht einmal für einen ärztliche Behandlung. Und soweit es in unseren Möglichkeiten (und denen der Ärztin) steht, wollen wir diesem Wunsch gerne nachkommen, war doch das Einfangen, in den Kennel sperren und der Autotransport jedesmal ein Riesenstress für Jula und damit auch für uns.

Also geschieht die kleine Aktion – Krallen kürzen, ein wenig verfilztes Fell schneiden, allgemeine Untersuchung – in kurzen zehn Minuten in Julas eigenem Bereich. Klar faucht sie und wehrt sich gegen das Festhalten. Aber schnell ist die Anstrengung vorbei und sie kann sich in ihr vertrautes Zimmer verziehen. Einige Zeit später vernehmen wir plötzlich aus dem Büro zweimal deutlich und laut „Mau“! Wir gehen sofort hoch, weil wir denken, Jula sei irgendetwas passiert. Aber sie liegt friedlich und aufgerichtet mitten im Büro und wirkt sehr entspannt. So nehmen wir es als ein ganz besonderes Danke an uns! Bislang hatten wir außer Fauchen und Knurren noch nie einen Laut von ihr gehört, und nun: „Mau. Mau.“ – für jede Dosi ein Danke. Da haben wir doch glatt Tränen in den Augen ...

Jula auf Erkundungsgang zwischen den Schreibtischen

Viel extra gekostet hat der Hausbesuch im Übrigen nicht. Zwei Hinweise der Ärztin sind noch interessant: Sie schätzt Jula wesentlich älter als die anderen bisher. Möglicherweise sei sie schon um die acht Jahre alt. Und sie meint, Herz-Nebengeräusche seien zu hören, da ist vielleicht nicht alles in Ordnung. Da Jula aber ein so ruhiges Leben habe, sei es nicht unbedingt erforderlich, da etwas zu machen. Auch wir sind der Auffassung, Julas Leben so angenehm wie möglich zu gestalten, selbst wenn sie nicht 20 Jahre alt werden mag. Wichtiger ist, dass sie sich im Hier und Jetzt wohl fühlt.

Weihnachten verbringen die Tiere sehr friedlich mit uns, den Weihnachtsbaum schnuppert Bella nur kurz ab und findet ihn ansonsten uninteressant. Zur Sicherheit hatten wir nur kleine Elektrolämpchen aufgehangen, aber so werden wir nächstes Jahr wieder echte Kerzen anstecken. Silvester wird es dagegen sehr viel unruhiger, hier im Viertel wird schon seit Tagen gelegentlich geknallt. Vor allem Bella wird zusehends nervöser. In der Nacht selbst bleiben wir bis gegen halb eins bei den Tieren, Bella reagiert während der großen Knallerei sehr panisch, während Jula die meiste Zeit gelassen döst. Wir haben beiden Rescuetropfen ins Fell getropft, und werden bei Bella, der wir mehr Nervenstärke zugetraut hatten, nächstes Jahr ein paar Tage früher mit dem „Dopen“ anfangen.

So nah am Stuhl liegt sie nur, wenn niemand in der Nähe ist, ...

Beim Besuch der Tierärztin haben wir gesehen, wie notwendig regelmäßige Fellpflege bei Jula ist, denn sie erreicht ihren Rückenbereich nicht vollständig. Erstaunlicherweise lässt sie sich auch viel leichter einfangen als bisher, und hält beim Bürsten der Problemstellen leise still. Nur, dass sie zum Schluss ein bisschen Kot absetzt, zeigt, dass sie immer noch viel Angst hat. O.K., immerhin erträgt sie das sanfte Halten mit den Händen jetzt ohne Fauchen und Knurren, sie lässt sich sogar ein vorsichtiges Streicheln gefallen. Und danach gibt es kein ängstliches Verkriechen mehr, sondern nach kurzer Frist die gelassene Wiederaufnahme ihres normalen Tagesablaufs.

... wenn wir hinzukommen, verschwindet sie hinter dem Tisch.

Seit der Einführung dieser „Pflegezeiten“ sucht Jula verstärkt die Nähe ihrer Menschen und streicht leise und mit Sicherheitsdistanz um uns herum, während wir an den Schreibtischen sitzen. Wer sich mit dem Bürostuhl bewegt, muss vorher schauen, ob sie nicht gerade wieder hinter oder neben dem Stuhl schnuppert oder einen der Durchgänge zum Ruheplatz hinter dem Marys Tisch nutzt. Das ist grandios! Jula fängt stärker an, unseren Agenturalltag zu teilen – und mahnt uns in ihrer unaufdringlichen Art, dass auch PCs und Bürokatze mal wieder einen ruhigen Abend haben wollen!

Bella hält derweil im Wohnzimmer Hof und hat viel Spaß an und in Pappkartons. Aus einer großen Box wurde mit mehreren eingeschnittenen Eingängen ein Suchhaus, in dem sie das Trockenfutter suchen kann, ein flacher, großer Deckel ist Thron, angenehmer Schlafplatz und Billardtisch für kleine Bälle zugleich. In ihrem Winterfell sieht Bella zurzeit wie ein kleines Bärchen aus, wenn sie ihre Runden durch den nassen Garten zieht. Eine Allwetterkatze ist sie aber beileibe nicht, eindeutig zieht sie derzeit die Schmuseplätze neben und auf ihren Menschen auf dem Sofa vor.

Wir planen derweil unsere Frühjahrsurlaubsreise und werden zusehen, dass wir eine Catsitterin finden, die den Tieren nicht nur gefüllte Näpfe, sondern genug anregende menschliche Gesellschaft bieten kann – sie brauchen und lieben es beide!

 

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