„Wo bist Du?“

Sharli ist groß geworden.

Im April 2009 verschwindet Sharli, inzwischen regelmäßige Freigängerin. Sie kommt zur normalen „Sperrstunde“ nicht rein wie sonst, und wir halten das erst für einen normalen Frühjahrsnacht-Ausflug. Doch sie kommt auch nicht am nächsten Morgen, nicht am Abend und auch nicht am übernächsten Tag! Jetzt hängen wir Suchplakate auf und informieren die wichtigen Stellen im Umkreis. Nichts. Zweimal nutzen wir die Tierkommunikation, um herauszufinden, wo Sharli stecken könnte, oder ob sie gar nicht mehr lebt.

(Aus dem 1. Gespräch wenige Tage nach ihrem Verschwinden)

- Bist du irgendwo eingesperrt und kannst nicht heraus? Musst du befreit werden?
(Sharli lacht wieder und scheint sich zu amüsieren) Nein, ich muss nicht befreit werden. Ich wollte heute nur mal etwas ausprobieren. Ich wollte mal etwas anders machen als sonst. Ich wollte gerne mal einen anderen Weg gehen. Ich bin immer den gleichen Weg gegangen und das wurde mir ganz plötzlich langweilig. So habe ich mich entschlossen einfach mal was anderes auszuprobieren. So bin ich in eine Gegend gelangt, die sehr interessant und spannend ist. Dass sich jemand deshalb Sorgen um mich macht – das kann ich nicht verstehen. Daran hätte ich nicht mal gedacht. Hier gibt es viele neue Gerüche, die ich nicht kenne. Und einen Geruch den kenne ich schon habe ihn aber schon lange nicht mehr in der Nase gehabt. Es ist der Geruch einer Ratte. Ratten riechen anders als Mäuse! Aber es ist hier nur eine Ratte. Aber ich wende meine Aufmerksam allen anderen Gerüchen mehr zu. Da gibt es nämlich viele, die ich nicht kenne und die muss ich jetzt erst mal ergründen. Vielleicht kann ich den Gerüchen weiter folgen und finde heraus wo sie hingehören. Blumen gibt es hier auch.

- Kannst du uns die Gegend noch näher beschreiben in der du jetzt bist?
Hier gibt es viele Gärten mit Blumen und Gras. Ein paar Häuser gibt es auch und da wo ich gerade bin sehe ich einen Maschendrahtzaun um einen Garten. Der Zaun ist nicht sehr hoch und ich überlege, ob ich drüber springen soll. Ach nein, ich rieche lieber noch ein bisschen weiter. Ich sehe jetzt auch noch einen Jungen mit dunklen kurzen Haaren. Er sieht mich aber nicht, weil ich von einem Busch verborgen bin.

- Hast du keine Lust wieder nach Hause zurück zu kehren?
Doch, aber jetzt doch noch nicht! Oder muss ich etwa?

- Das weiß ich nicht, ob du unbedingt musst, aber deine Menschenfreundinnen machen sich eben große Sorgen um dich.
Dann sage ihnen, dass sie das nicht müssen. Ich bin eine Katze, die es genießt eine neue Gegend zu erkunden. Ich war im Tierheim eingesperrt. Das war für mich eine lange Zeit in der ich nichts tun konnte. Für mich war das viel zu lange. Meine Sinne verloren ihre Intensität. Als ich dann zu Monika und Maria kam, da war ich froh – sehr froh. Aber da meine Sinne nicht mehr ganz klar waren, war ich sehr froh darüber, dass ich einen geregelten Tagesablauf hatte und jeden Tag den gleichen Weg nehmen konnte. Das gab mir große Sicherheit. Aus dieser Sicherheit heraus konnte ich meine Sinne wieder mehr und mehr schärfen. Und als diese wieder klar waren, wurde ich wieder sicherer. Und als ich sicherer war erwachte in mir der Wunsch Neues zu erleben und die Freiheit zu spüren. So nahm ich meinen Mut zusammen und begann neue Wege zu gehen, mich frei zu fühlen, glücklich und abenteuerlustig.

(Aus dem 2. Gespräch ein paar Tage später)

- Sie können dich gut verstehen, wenn du den Wunsch hast auch mal etwas anderes zu erleben.
Es ist interessant. Ich möchte nicht alles schön malen. Es gibt auch Schwierigkeiten auf diesem Weg, die es zu bewältigen gibt. Aber das sind die Herausforderungen des Lebens. Oft wünscht man sich keine Herausforderungen. Dann nämlich, wenn man mitten drin steckt. Oft sind sie dann unangenehm. Das durfte ich auf meiner Reise auch schon erleben. Aber ich denke, dass es genau das ist – es sind die Herausforderungen, die einen wegtreiben aus der Sicherheit. Immer nur Sicherheit zu erleben lässt unser Sein einschlafen. Jeder – jedes Wesen – ob Mensch oder Tier braucht mitunter Herausforderungen. Im Geheimen wünscht sich dies jede Seele auf die eine oder andere Art. Ohne Herausforderungen könnten wir nie unsere Grenzen erfahren und wir würden es nicht schaffen unsere Grenzen zu überschreiten. Grenzen zu überschreiten ist eine große Herausforderung, die uns aber auch die Weisheit des Lebens bringt – die Weisheit des Lebens und auch das Wissen über sich selbst. Irgendwann erkennt man, dass man mehr ist als das was man im engen Rahmen der Eingrenzung erfährt. Ich bin gewillt auf meiner Reise Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen. Ich bin bereit Schwierigkeiten zu durchschreiten um meine Grenzen zu erfahren, die ich bisher nicht kannte, da ich aus einer Angst heraus mich nicht mal in die Nähe der Grenzen wagte. Bei Monika und Maria habe ich Sicherheit gelernt. Ich konnte lernen wie man aus der äußeren Sicherheit in die innere Ruhe und Bewusstheit kommt um aus diesem Gefühl von innen heraus Stärke und Zuversicht zu entwickeln. Ich habe dies bei den beiden gelernt, weil sie mir die Möglichkeit dazu gaben, sie haben für mich diesen Rahmen geschaffen, den ich nun aus eigener Kraft durchsprengen konnte.

- Maria und Monika hoffen sehr, dass es dir gut geht.
Sie brauchen sich nicht zu sorgen. Ich habe nicht nur die Freiheit zu genießen. Ich habe auch meine Herausforderungen zu bewältigen, die mich jetzt zwar nicht in Lebensgefahr gebracht haben, aber die trotzdem gewisse Achtsamkeit fordern. Ich lerne im Moment aufmerksam und achtsam zu sein. Das ist etwas sehr wichtiges für eine Katze. Es macht die Qualität einer richtigen und guten Katze aus – Aufmerksamkeit und Achtsamkeit sind die Spitzenqualitäten einer Katze. Durch meine Unsicherheit habe ich diese Merkmale zwar nicht verloren, aber sie gingen in die falsche Richtung. Ich hatte meine Achtsamkeit und meine Aufmerksamkeit in eine Richtung gelenkt in der sie die Kraft verloren hatten. Ich muss ihnen nun wieder Kraft geben und das lerne ich gerade. (Ich habe das Gefühl, als wenn sie von jemandem mitgenommen worden wäre und sie darauf wartet, einen Moment abzupassen, an dem sie entwischen kann.)

- Deine Menschenfreundinnen möchten dir auch gerne mitteilen, dass sie dich sehr lieben und dir immer eine Tür offen steht und ein gefüllter Napf immer für dich bereit ist. Und dass du jeder Zeit nach Hause kommen kannst.
Das weiß ich sehr wohl. Und es ist in meinem Sinnen, wenn ich alles gelernt und erreicht habe um zu einer qualitativ hochwertigen Katze zu werden, dann werde ich gerne wieder zurück kehren. Doch nun brauche ich die Herausforderungen, die zwar manchmal nicht einfach sind, aber mich über meine Grenzen bringen und das ist mein Ziel.

Zweieinhalb Wochen nach Sharlis Verschwinden beginnt unser Urlaub und wir hoffen, dass sie sich bis dahin blicken lässt und ihr nichts zugestoßen sein wird. Wenige Tage vorher melden sich Anwohner drei Straßenzüge weiter, die sie gesehen haben wollen. Beim Gang durch die entsprechenden Gärten (alt und etwas verwildert, wahre Katzenparadiese!) sind die übereifrigen Menschen leider so laut und forsch, dass wir sicher sind, Sharli ist längst geflüchtet …

Am dritten Urlaubstag erreicht uns eine SMS: Sharli ist zurück!! Hurra!!! Nach fast drei Wochen ist unsere Sharli wieder zuhause!!!! Wir können es kaum fassen und würden am liebsten gleich ins nächste Flugzeug steigen.

In diesen Wochen spürt vor allem Mary den Wunsch, mehr über die Kommunikation mit Tieren zu erfahren. Sie bestellt einige Bücher zum Thema, und wir forschen nach TK-Seminaren. Wir haben Glück – in erreichbarer Nähe gibt es ein Angebot schon in wenigen Wochen!

Bis dahin nutzen wir die Zeit, erste Informationen zur TK zu lesen und ein paar Übungen auszuprobieren. Am verrücktesten ist das „Gedankenlesen“ einer zweiten Person – eine stellt sich möglichst mit allen Sinnen Gegenstände einer benannten Farbe vor und die andere soll diese mental wahrnehmen. Währenddessen sollen natürlich die eigenen Gedanken völlig ruhen, und das ist die schwierigste Übung von allen! Aber wenn sich Monika („Jetzt alles in Grün“) u.a. die Autotür ihrer alten froschgrünen „Ente“ vorstellt und Mary diese nachher aufzählt, obwohl sie dieses Auto nie kennen gelernt hat, dann macht das schon eine Gänsehaut…

 

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