Regression ...

Ein verhaltener Blick über die Schulter

Von heute auf morgen – so kommt es uns vor – macht Jula den totalen Rückzug. Sie faucht heftig, wenn wir sie hinunter nehmen wollen aus der Schutzburg ihres Zimmers, und verkriecht sich ins Katzenklo, wenn wir nur die Treppe heraufkommen – alles fast wie am Anfang. Sie ist wieder sehr scheu, zurückhaltend und abweisend.

Wir sind traurig, suchen nach den Fehlern, die wir gemacht haben. Was war der Auslöser? Haben wir sie zu oft nach unten in den Garten geholt, ging alles zu schnell? Schließlich machen wir uns bewusst, dass solches Verhalten bei traumatisierten Wesen oft auftaucht: neue, lang ersehnte Schritte, neue, verunsichernde Erfahrungen ziehen erst einmal den Rückzug in die alten, vertrauten Muster nach sich. Wir werden wieder gelassen, weil im Normalfall einer Regression das erneute, vorsichtige Herantasten an die neue Wirklichkeit folgt, bis die verstörte Seele dem Neuen vertrauen kann.

Ab sofort vertrauen wir den Selbstheilungskräften von Jula und lassen ihr viel Ruhe. Für mehrere Wochen verzichten wir auf die Gartenausflüge, das Wetter ist jetzt ohnehin nicht mehr so geeignet. Sehr langsam, über rund zwei Monate, kommt Jula wieder aus ihrer Deckung, verlässt das Katzenklo und sucht ihr Bürorevier wieder auf. Die Erfahrung, dass wir ihr jetzt auch selbst die Krallen schneiden und so ihren Stress damit weiter verringern, hilft wohl mit, ihr Vertrauen wieder aufzubauen. Bella unterstützt uns dabei, indem sie häufiger ins Büro herauf kommt, gelegentlich an der Schwelle zum Zimmerchen lagert und Jula Nähe bietet.

Auf dem Sockel des Kratzbaums hat sich Jula entspannt niedergelassen.

Schließlich wagen wir es wieder, Jula hochzunehmen und in den Garten zu tragen. Und siehe da, als sie gefasst wird, gibt sie nur ein leichtes Brummen von sich! Im Garten ist Bella gleich an Julas Seite und begrüßt sie mit einem kurzen Nasenstüber. Erst faucht Jula wieder, aber dann fängt sie an, den Garten erneut zu entdecken – und fühlt sich sichtlich wohl in der raren Junisonne. Bella hält respektvoll Abstand zu Jula.

Wegen des schlechten Wetters holen wir Jula nun ab und zu einfach ins Erdgeschoss, dort wo sich das meiste Leben im Haus abspielt, und sie scheint es zu genießen, dabei zu sein. Sie folgt Bellas Spuren im Wohnzimmer, verzieht sich eine Weile hinter den Musikschrank und entspannt sich schließlich am meisten auf dem Sockel des Kratzbaums. Später sucht Bella alle Orte auf, an denen Jula gelegen hat, schnuppert ausgiebig, und schläft schließlich hinter dem Schrank ein Ründchen, wo sie sich sonst nie aufhält!

Jula helfen wir auf dem Weg aus der Regression auch mit homöopathischen Mitteln. Wir geben ihr wieder Arnica, weil es ihrer Beweglichkeit offensichtlich gut tut. Neu hinzugekommen ist Lac Felinum (Katzenmuttermilch). Es ist besonders für Tiere angesagt, die seinerzeit nicht genug Zuwendung bekommen haben, sich ungeliebt und verstoßen fühlen. Zudem hat es einen heilenden Bezug zu den Augen… Es wird von uns alle paar Tage in der Potenz C200 gegeben, und Jula reagiert sehr gut darauf. Inzwischen kann sie Zärtlichkeiten wie Zubbeln (als Imitation des Kämmens mit der Katzenzunge) aushalten, vielleicht sogar genießen, und Mary meint, dass Jula leise Laute ausstößt, um sich zu artikulieren. Auch beim Füllen des Futternapfs sitzt sie wieder nahe dabei, schnuppert dann an unseren Füßen, ehe sie sich zum Futtern aufmacht.

Wir sind guten Mutes und freuen uns sehr, dass es nun wieder weiter geht!

Bella liebt Zeitung, vor allem ungelesene ...

Bella, unser Sonnenschein, hat leider noch immer nicht an Gewicht verloren. Vermutlich hat sie gelegentlich Julas Trockenfutter im Büro gefressen, während wir nicht im Haus waren und so wird ihr Futter noch strenger rationiert. Sie ist recht umtriebig und sucht sich immer neue Wege. Bislang hat sie nur den umzäunten Garten kennen gelernt und nutzt ihn gerne, jetzt hat sie auch die Scheu vor Haustür und Vorgarten verloren. Hier gibt es nur einen ruhigen Fußweg, bei fremden Schritten oder vorbeiflitzenden Fahrrädern verzieht sie sich allerdings ganz schnell wieder ins Haus. Mit Vorliebe sitzt sie nach dem Katzenfrühstück in der offenen Tür und lauscht.

Der abendliche Spaziergang mit Mary, der bislang auf die angrenzende Anliegerstraße hinter dem Garten führte, wird nun erweitert auf den Fußweg vor dem Haus bis zu den Vorgärten der Nachbarn. Jeden Abend sitzt Bella an der Haustüre, um ihren Gang um die Häuser einzufordern, läuft wie ein Hund neben Marys Schritten und vergewissert sich immer, dass der Mensch in ihrer Nähe ist. Die Bewegung tut ihrer Figur sicher gut, und auch ihrer großen Entdeckungsfreude! Eines Tages werden wir abends sicher die Runde um den ganzen Block machen …!

Als Bella auf diesen Wegen eine Katze aus der Nachbarschaft trifft, zeigt sie eine für uns bislang unbekannte Stärke. Bella nimmt die andere bis zu einen halben Meter Entfernung erst gar nicht wahr, im Gegensatz zur Kontrahentin, die schon buckelt und den Schwanz sträubt. Dann gibt es wütendes Gefauche auf beiden Seiten, und schließlich jagt Bella in rasantem Galopp über mindestens 50 Meter die Jüngere den Weg entlang! Wenn man bedenkt, dass sie vermutlich dabei nichts sieht, ist das eine recht mutige Tat. Wer hat sich hier wohl als Revierkatze erwiesen? :-)

 

Start Erste „Begegnung“ Die erste Zeit Stabilisierung Wir drei im Mai Sommerzeit mit Bernice Heiße Wochen Betreff: Jula (Bernice) Verschönerungen Neue Kontakte Katzen-WG Annäherungen Ein Jahr mit Jula Gartenkatzen Abwärts! Regression ... Trauer um Jula Abschied Ursachen? Dank Julas Erbin Das Jahr danach „Wo bist Du?“ Erste Erfahrung mit TK Kontakt mit Jula Jula gewinnt!