Ich habe 4 Herzpatienten betreut, u.a. auch Farouche, der ein ähnliches Verhalten wie Jula an den Tag legte. Hätte ich seinerzeit etwas mehr über Herzerkrankungen gewusst, hätte Farouche noch eine längere Zeit bei uns verweilen können. Ich möchte Euch ein paar Informationen weitergeben, die mir unser Tierarzt, u.a. Herzspezialist, vermittelte. Vieleicht erklärt das ja auch noch einiges an Julas Zustand bzw. Verhalten. Vielleicht könnt ihr es für die Zukunft und andere Miezen noch einmal gebrauchen und die nachfolgende Info könnte dann helfen und u.U. lebensrettend sein.

Herzinsuffizienzen bei Katzen gehen in der Regel mit Bluthochdruck einher, wie aber auch Nieren-, Schilddrüsen-Erkrankungen und Diabetes, welche unbehandelt ebenfalls zu einer Herzschädigung führen können. Unter Bluthochdruck erkrankte Katzen sind im Verhalten sehr ruhig, schnell erschöpft, vielleicht auch sehr rückzugsbedürftig, verkraften Aufregungen sehr schlecht und haben häufig auch bei Berührungen Probleme. Gemäß meinem Tierarzt fühlen sie sich zumeist sehr schlapp, ähnlich wie bei starkem Niedrigdruck.

Unbehandelt kann Bluthochdruck u.a. zur Blindheit führen, was bei Farouche ebenfalls der Fall war. Leider schädigt Bluthochdruck unbehandelt gerade Herz als auch Nieren weiter, denn das Nierensystem ist das Blutdrucksystem des Organismus. Auch kann ein gegebener Bluthochdruck noch vielfältige Auswirkungen auf den Organismus haben und ist somit unbedingt behandlungsbedürftig. So behandelte Katzen gewinnen erheblich an Lebensqualität, werden plötzlich wieder wesentlich agiler, wacher und insgesamt interessierter. Wem ist nicht alles zu viel, wenn er sich sehr matt, schlapp und kraftlos fühlt?

Viele Herzerkrankungen werden auf Grund kaum merklicher Anzeichen für den Besitzer häufig zu spät erkannt. Aber allen ist gemeinsam, dass die Besitzer im Nachhinein bemerkten, dass die betroffene Mieze sehr ruhig, rückzugsbedürftig und auch teils sehr gelassen wirkte. Auf Grund meiner 4 Erfahrungen werde ich bei solchen Miezen mit der Vorbelastung und dem Erlebten hier immer sofort hellhörig. Gebranntes Kind ... Bedauerlicherweise kennen sich Allgemein-Tierärzte mit Herzinsuffizienzen/ Bluthochdruck häufig zu wenig aus.

Bluthochdruck – worauf die Retinopathie bei Jula deuten könnte, tut unbehandelt sein zerstörerisches Werk – wie beim Menschen auch. Ich werde zumeist skeptisch, wenn eine – und gerade ältere – Katze plötzlich blind wird, dies also nicht angeboren oder durch einen Unfall verursacht ist. Bedauerlicherweise ist immer noch die irrige Meinung gegeben, dass Katzen nur unter einer sekundären Hypertension leiden können, einige Tierärzte und ich auch vertreten da die Meinung, dass es auch bei Katzen primären Bluthochdruck gibt, welcher bei älteren Katzen vermehrt auftritt.

Infolge des Bluthochdrucks verengen sich die Blutgefäße, was zu einem Sauerstoffmangel im Blut und eine Unterversorgung der Organe führt. Die Verengung der Blutgefäße birgt die Gefahr von Kalkablagerungen und zunehmende verminderte Durchlässigkeit. Das Herz muss ein Vieles mehr an Pumpleistung erbringen, wodurch sich der Herzmuskel zunehmend verdickt und das Herzvolumen abnimmt. Da das renale System der Blutdruckregulator des Organismus ist, und es in Folge von Hypertension zu einer Minderdurchblutung der Nieren kommt, verkleinern sich diese und die Folge wäre eine chronische Niereninsuffizienz.

Letztendlich wird auch der Kopf minderdurchblutet und durch den hohen Druck werden die Blutgefäße in den Augen durchlässig, was u.U. zu Einblutungen in die Netzhaut führen kann und bei Absterben von Gefäßen zur Blindheit führt. Da auch das Gehirn in Folge mangeldurchblutet ist, sterben hier ebenfalls nach und nach Regionen ab. So kommt es zu einer weitläufigen Nervenschädigung auf Grund Unterversorgung, welche vielfältige Lähmungserscheinungen nach sich ziehen können. Sind direkt auch Areale des Gehirns betroffen, kann es in Folge zu Orientierungslosigkeit kommen.

Das alles bedeutet, dass eine Therapie in Verabreichung eines Blutdrucksenkers (in ausreichender Dosierung!!, denn oftmals wird er bei Tier und Mensch zu niedrig dosiert verschrieben) erfolgt. Allerdings kann ich nicht verhehlen, dass im fortgeschrittenen Stadium die Prognose nicht allzu gut ist und bereits länger bestehende Schäden irreversibel. Die Prognose bei einer Kardiomyopathie in Stadium III mit Pleuraerguss oder Lungenödem ist ebenfalls als kritisch zu betrachten.

Leider verfügen hier zumeist Allgemein-Tierärzte nicht über ausreichend Kenntnisse, Geräte und somit Diagnosemöglichkeiten. Eine Abhöruntersuchung als auch Röntgenaufnahme und Standardsonographie ist für eine Diagnose einer vorliegenden Kardiomyopathie nicht ausreichend, da Katzen im Gegensatz zu Menschen und Hunden selten ein Herzgeräusch ausbilden und die Herzmuskelverdickung zumeist ins Innere des Brustraumes oder gar des Herzens erfolgt. Mit einer Röntgenaufnahme lässt sich in der Regel nur im weit fortgeschrittenen Stadium der Herzinsuffizienz eine Wasseransammlung im Brustraum oder Lunge feststellen.

Ausschließlich die Colordopplermethode (Farbultraschall) bei einem qualifizierten Kardiologen bringt eine gesicherte Herz-Diagnose und zeigt u.a. den gegebenen Blutdruck auf. Ferner verfügen einige veterinärmedizinische Praxen auch für eine Blutdruckmessung bei Katzen und Hunden über sogenannte oscillometrische Blutdruckmessgeräte. Wichtig ist, dass Tierärzte bei Anwendung von Colordoppler und des oscillometrischen Blutdruck¬messgerätes hierin auch geschult bzw. qualifiziert sind.