Sommerzeit mit Bernice

So wartet sie gerne darauf, dass wir ihr das Futter hinstellen.

Ja, es stimmt, wie Melle R. aus Kerpen an Bernice mailte: „In kleinen Schritten hast Du gezeigt, dass Du das Vertrauen in Menschen und deren Umwelt nicht ganz verloren hast.“ Nach den aufregenden Maitagen ist Bernice schnell wieder die alte. Nur dass sie seither das KK nur noch zu seinem vorgesehenen Zweck benutzt. Vielleicht, weil wir sie dort jedesmal für die TÄ-Besuche „eingefangen“ haben.

Beim Katzenradio bieten wir ihr jetzt auch schon mal hohe Literatur: Eugen Drewermann und Thomas Mann, je nachdem, wer von uns gerade dran ist. Manchmal auch einige Seiten aus Anselm Grün „Befrei mein Herz von der Angst“. Vielleicht versteht sie es ja und lässt sich davon anregen...

Noch ein zweites Mal wagt sie sich in unserer Anwesenheit ins Büro hinaus. Aber auch jetzt wird sie schnell wieder unsicher und läuft schließlich ziellos suchend herum, bis sie erneut die „falsche“ Kurve nimmt und mit einem Bein an der Treppe ins Leere tritt. Wieder helfen wir ihr mit akustischen Signalen, ihren Weg ins Zimmer zurück zu finden. Nach diesem Schreck wagt sie sich für die nächsten Tage gar nicht mehr raus.

Auf die große Freifläche in der Mitte des Büros legen wir einen Maisstrohteppich und an der Kante zur Treppe werden wir den Teppich auch mit einem anderen Material belegen, damit sie frühzeitig merkt, dass das nicht ihr Heimweg ist.

In dem Maße, wie sich Bernice weiter erholt, wird sie richtig niedlich, und der Wunsch, unsere Zuneigung durch Streicheln zu zeigen, wird manchmal groß. Aber noch lassen wir es bei vorsichtigem Kopfkraulen und massieren ihr sanft einen Akupunkturpunkt auf der Stirn. Auf alle Versuche, mit mehr Berührung ihr Vertrauen zu gewinnen, reagiert sie mit verstärktem Rückzug.

Beim Vorlesen sitzen wir schon näher als einen Meter neben ihr, und doch entspannt sie sich, dreht dabei manchmal sogar die Kehle nach oben! Ebenso wenn wir den Napf füllen: Bernice wartet nur eine halbe Armeslänge entfernt, und es braucht kaum einen Schritt weg, da frisst sie auch schon.

Bernice bei ihrer Lieblingsbeschäftigung

Ihr Tagesablauf kommt uns ein wenig zu ruhig und zurückgezogen vor und wir zerbrechen uns den Kopf, womit wir sie zu mehr Aktion verleiten können. Geknüllten Papierkugeln, die wir zwischen uns hin und her rollen, folgt sie für einige Minuten mit gespitzen Ohren, dann legt sie sich wieder gemütlich auf die Seite. Vor einer solchen Papierkugel, die ihr dann an die Pfote rollt, erschreckt sie sich und faucht heftig. Tja, für eine Teilnahme an der WM wird es nicht reichen ...

In den Zuschriften von anderen blinden Katzen erzählen ihre Dosis in der Regel von der Gesellschaft durch eine oder mehrere sehende Katzen. So sinnieren wir darüber, ob es für Bernice eine Chance wäre, eine gutmütige, ruhige Gefährtin zur Seite zu haben. Aber auf eine vorsichtige Anfrage beim Tierheim erhalten wir eine deutliche Abfuhr: „Kommen Sie von dem Gedanken einer Zweitkatze tunlichst wieder weg. Wer hat Ihnen denn den Floh ins Ohr gesetzt ??? Sie hat panische Angst vor ihren Artgenossen, wahrscheinlich auch durch ihre Vorgeschichte bedingt. Jedesmal, wenn in der Aufnahme eine andere Katze auch nur miaut hat, ist sie zusammengezuckt. Außerdem wissen wir vom Finder, das sie an dem Fundplatz von anderen Katzen angegriffen wurde, die Angst wird sich nicht legen, zumal sie mit ihrer Blindheit die Katzenmimik nicht sehen und verstehen kann. Bitte diesen Gedanken ganz schnell in die Tonne kloppen.“ Trotzdem verfolgen wir den Gedanken weiter, es hat ja auch noch viel Zeit.

Manches Fauchen von Bernice wirkt inzwischen nur noch wie eine Angewohnheit. Als Mary das Dachfenster in ihrem Zimmer schließt und dabei etwa einen halben Meter neben ihr steht, faucht Bernice ihr quasi mit Verspätung hinterher, als sie schon wieder rausgeht. „Ooh, ich muss doch noch fauchen...“ schien es zu bedeuten. Da müssen wir herzlich über unsere tapfere Kleine lachen!

Insgesamt verläuft die Entwicklung jetzt deutlich langsamer als in den ersten Wochen. Deshalb mag es sein, dass unsere Berichte hier auf diesen Seiten in größeren Abständen erfolgen. Aber wir fühlen uns der ganzen Fangemeinde von Bernice verpflichtet und werden uns sicher wieder zu Wort melden!

 

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