Axel Brück, Die Anderswelt-Reise

Kapitel 2 - Die Beruhigung des Verstandes

Gleich, ob es uns gefällt oder nicht: Wir Mitteleuropäer des beginnenden dritten Jahrtausends sind durch unsere Erziehung und unser soziales und kulturelles Umfeld geprägt von der Wichtigkeit und Übermächtigkeit des rationalen Denkens.

Es spielt keine Rolle, was wir anfangen: Solange unser Verstand, die Ratio, nicht beruhigt und einverstanden ist, wird es uns nicht gelingen, uns „vorurteilslos“ mit irgendetwas auseinander zu setzen.

Leider ist unser Glaube an das Primat des rationalen Denkens nicht rational begründbar, sondern eben ein Glaube. Deshalb ist ihm eigentlich auch rational nicht beizukommen.

Aus diesem Grund ist es wichtig für uns zu sehen, dass es auch von der Warte des rationalen Denkens aus betrachtet mit der schamanischen Reise seine Richtigkeit hat. In diesem Kapitel breite ich einige Argumente vor Dir aus, die den Intellekt beruhigen sollten und jenes kleine Stückchen Zweifel beseitigen könnten, das sonst immer in Dir stecken und an Dir und Deinem Handeln herumkritteln würde.

Es geht dabei zunächst ausschließlich um eine einzige Behauptung, die jedoch zentral und wichtig ist: Wenn ich sie akzeptiere, kann ich die Anderswelt-Reise erlernen und durchführen, wenn nicht, werden meine Bemühungen erfolglos bleiben. Es geht um Folgendes:

Die Anderswelt-Reise ist kein Selbsterfahrungstrip, keine Fantasiereise und auch kein Tag-Traumgebilde. Sie führt nicht in das Unbewusste, Unterbewusste oder in andere Tiefen oder Untiefen der eigenen Persönlichkeit.

Die Anderswelt-Reise ist vielmehr real. Sie führt nach außen, in die „nichtalltägliche Wirklichkeit“, in die „Anderswelt“.

Das Problem ist: Die Anderswelt-Reise kann ich nur als real und wirklich erleben, wenn ich akzeptiere, dass sie wirklich und real ist und an einen wirklichen und realen Ort führt. Wenn ich etwas zu erleben erwarte, dann werde ich es auch erleben. Da wir jedoch glauben, dass für „reale“ Dinge unser Verstand zuständig ist, müssen wir zwangsläufig daran arbeiten, dass unser Verstand dieses „Etwas“ als real anerkennt, damit er auch zusammen mit dem Rest von uns auf die Reise gehen kann!

 
Plastik-Schamanismus und Real-Schamanismus

Es werden heutzutage viele Workshops angeboten, in denen die Anderswelt-Reise tatsächlich als eine Form der Selbsterfahrung angeboten wird. Unser Problem mit der Realität der schamanischen Reise wird hinweg-psychologisiert, indem Begriffe wie Archetypen, Unterbewusstsein, Fantasiebilder und so weiter zur Erklärung des Geschehens herangezogen werden.

Die Schamanen aller Zeiten und Völker, von denen uns Nachrichten und Kenntnisse überliefert sind, stimmen jedoch in mindestens einem Punkt überein: Die Andersweltreise ist real und führt an einen wirklichen Ort.

Genau dann unterscheidet sich der Schamane als Spezialist der schamanischen Reise zum Beispiel von Mystikern mit ihren Visionen oder von Propheten mit ihren „Eingebungen“ oder „Erleuchtungen“ (die nicht aus dieser Welt kommen): Der „Ort“ der schamanischen Reise gehört zu unserer Welt, und die „Anderswelt“ bildet zusammen mit unserer alltäglichen Wirklichkeit die Realität der Welt.

Die Religionshistoriker und Ethnologen sind sich in diesem Punkt übrigens mit den Schamanen aller Zeiten und Kulturen einig: Der Schamane definiert sich (in Abgrenzung zu anderen Spezialisten des Numinosen) dadurch, dass der Kernpunkt seiner handwerklichen Technik die Anderswelt-Reise ist – und sie beschreiben das Selbstverständnis der Schamanen, dass diese Reise in die Welt führt, und zwar in einen Teil der Welt, der ebenso real ist wie unsere alltägliche Wirklichkeit.

Daher ist die Begriffsbestimmung des Schamanen und seiner Spezialität – der schamanischen Reise in die „Anderswelt“ – klar, eindeutig und darüber hinaus einfach.

Deshalb gibt es auch keinen Grund, diese Vorstellung zu verwässern – und jene Plastik-Schamanen, die das Ereignis der schamanischen Reise auf einen Selbsterfahrungstrip reduzieren wollen, leiden wahrscheinlich unter Realitätsangst. – Man sollte sie meiden.

Wenn es für Dich eine Selbstverständlichkeit ist, dass die Anderswelt ebenso real ist wie die alltägliche Wirklichkeit, dann kannst Du die nächsten Abschnitte einfach überschlagen. Sollte es jedoch in Deinen Gedanken Zweifel daran geben, dann versuche Dich an der Lektüre!

Die Realität

Das Problem reduziert sich offensichtlich zunächst auf die Frage, was eigentlich „real“ oder „Realität“ ist. Diese Frage beschäftigt die Philosophen seit Jahrtausenden, ohne dass es ihnen gelungen wäre, eine wirklich befriedigende Antwort zu geben.

Allerdings haben sich im Laufe der Diskussion einige ziemlich handfeste Kriterien herauskristallisiert, mit deren Hilfe wir bestimmen können, ob etwas real ist oder nicht. Ohne hier in die schwierigen Gewässer der Erkenntnistheorie einzutauchen, möchte ich Dir diese Kriterien darstellen und aufzeigen, wie sie auf die Anderswelt-Reise angewandt werden können.

1. Der Wahrnehmungskonsens

Von allen Kriterien des Realen ist der Wahrnehmungskonsens oder die „Öffentlichkeit“ das wichtigste.

Was ist darunter zu verstehen? Wir haben zum Beispiel einen Konsens mit anderen Menschen darüber, dass sich an der Straßenecke eine Bank befindet, in der wir Geld abheben können. Es wäre unpraktisch anzunehmen, dies wäre nicht so. Ebenso unpraktisch wäre es für real zu nehmen, dass wir dort ein Konto haben, von dem wir Geld abheben können, wenn die Angestellten der Bank einen Konsens darüber haben, dass wir bei dieser Bank kein Konto haben.

Das entscheidende Merkmal des Wahmehmungskonsens ist die „Öffentlichkeit“: Wir sind uns mit anderen Menschen darüber einig, dass etwas so ist, wie es zu sein scheint, weil wir Erfahrungen (= Erinnerungen) und Sinneswahrnehmungen darüber bis zu einem gewissen Maß teilen. Deshalb halten wir dieses Etwas für real.

Bevor wir uns nun Gedanken darüber machen können, ob und wieweit diese Art der Bestimmung der Vorstellung von der Realität auf die Anderswelt-Reise zutrifft, müssen wir den Begriff der Öffentlichkeit noch etwas genauer betrachten.

2. Die Öffentlichkeit

Vor einiger Zeit ging eine Nachricht durch die Presse, die sich mit einer mathematischen Entdeckung befasste, Pierre de Fermat, ein bedeutender französischer Mathematiker des siebzehnten Jahrhunderts, hat in seinen Schriften behauptet, dass ihm die Lösung eines komplexen mathematischen Problems gelungen wäre, Allerdings hat er die Beweisführung nicht aufgeschrieben oder sie ist verloren gegangen. Seitdem beschäftigten sich viele andere Mathematiker mit der Suche nach dieser Beweisführung – circa 350 Jahre lang allerdings vergeblich.

In der erwähnten Pressenieldung hieß es nun, dass es endlich einem Mathematiker gelungen wäre, dieses alte Problem zu „knacken“. Die Fachwelt, so hieß es dort weiter, warte nun atemlos darauf, ob die drei oder vier Spezialisten, die über das notwendige Fachwissen verfügen, die Lösung bestätigen oder nicht.

Ich habe keine Ahnung, worum es sich bei diesem Problem handelt und wäre erst recht nicht in der Lage, die Lösung zu begreifen oder zu überprüfen. Was mich an dieser Pressemeldung fasziniert hat, war etwas ganz anderes: Sie zeigt sehr anschaulich, was wir unter Öffentlichkeit verstehen und wie dieser Mechanismus der „Öffentlichkeit“ funktioniert.

Um etwas für real halten zu können, brauchen wir die Übereinstimmung mit anderen Menschen darüber, dass etwas real ist. Je nachdem, worum es sich handelt, kann diese Öffentlichkeit jedoch sehr unterschiedlich groß sein. Der größte Teil unseres naturwissenschaftlichen Wissens beruht heutzutage auf Öffentlichkeiten, die jeweils nur einige wenige Personen umfassen: Wir glauben, dass Fermat'sche Problem sei gelöst, weil wir den drei oder vier Spezialisten vertrauen. Wir glauben, dass Quarks und Gluonen zu den elementarsten Bausteinen der Welt gehören, wir glauben, dass die Lichtgeschwindigkeit eine Naturkonstante ist, wir glauben auch einfach, dass es ein paar Straßen weiter eine Bankfiliale gibt ... und so weiter und so fort. Du siehst: Unser Vertrauen darauf, dass Dinge real sind oder nicht beruht in weiten Teilen auf Glauben, nicht auf Wissen oder persönlicher Erfahrung – und dieser Glaube wird durch unser Vertrauen in die Öffentlichkeit und den Konsens der Wahrnehmung bestimmt.

Allerdings bemerken wir gewöhnlich nie, dass diese Öffentlichkeit eine prekäre Angelegenheit ist, denn wir erzeugen sie durch unseren Glauben an sie. Und Glaube kann nun einmal nicht zu den rationalen Errungenschaften unseres Geistes gezählt werden.

Die Öffentlichkeit der schamanischen Reise

Wenden wir also jetzt einmal das Kriterium von Wahmehmungskonsens und Öffentlichkeit auf die Anderswelt-Reise an!

Jeder Religionshistoriker oder Ethnologe, der sich mit diesem Thema beschäftigt hat, wird Dir bestätigen können, dass ein überwältigend großer Teil der Menschheit (in Vergangenheit, Gegenwart und auf allen Kontinenten) einen Konsens darüber hat, dass es die Anderswelt-Reise real gibt, und dass sie an einen real existierenden Ort führt, nämlich in die „Anderswelt“. Außerdem stimmen sie über die Art und Form dieser Anderswelt ebenfalls überein.

Dieser Konsens hat mindestens 30.000 Jahre Kontinuität und wird auch heute noch von einer deutlichen Mehrheit der Menschen getragen.

Warum also haben so viele „rational denkende“ Menschen der europäischen, westlichen Zivilisation einen so heftigen Widerstand gegen diesen Konsens? Liegt es vielleicht daran, dass sie den Spezialisten der Fermat’schen Theorie eher zu glauben geneigt sind als den Spezialisten der schamanischen Reise? Zumindest in diesem Punkt müssen wir festhalten, dass es für diesen Widerstand keine rationale Begründung gibt, er wird nur von Glauben getragen. Wie wir außerdem noch sehen werden, beruht dieser Widerstand auf einem Fehlglauben, der aus einem Kategorial-Irrtum entstanden ist.

Wenden wir uns also dem nächsten Punkt zu.

Die Erinnerungskonstanz

Das zweite Merkmal, anhand dessen wir entscheiden können, ob etwas real ist oder nicht, ist die Stetigkeit der Erinnerung. Wenn ich die Straße entlang gehe und an der Ecke die Bank sehe, bei der ich ein Konto habe, halte ich diese Bank auch deshalb für real, weil sie gestern und an den Tagen vorher auch da war. Kaum jemand würde sein Geld einer Bank anvertrauen, von deren Realität und vor allem Dauerhaftigkeit (Konstanz) er nicht felsenfest überzeugt wäre.

Im Gegenteil: Wenn es so wäre, dass diese Bank heute da ist, morgen aber nicht und einfach mal auftauchen und mal verschwinden würde, dann zweifle ich nicht nur an der Realität der Bank, sondern wahrscheinlich sogar an mir selbst, weil meine Maßstäbe für Realität völlig durcheinander geraten. In jedem Fall würde ich mein Geld in so einem Fall lieber dem Sparstrumpf anvertrauen.

Wohlgemerkt: Ob etwas zwischen den Zeiten, in denen ich es wahrnehme, vorhanden ist oder nicht, ist dabei kein Urteilskriterium: Wenn ich mehrere Male die Straße entlang gehe und jedes Mal die Bank sehe, dann sehe ich sie zwar nicht, wenn ich woanders bin. Da ich sie jedoch für real halte, erwarte ich, dass die Bank auch dann da ist, wenn ich sie nicht beobachte, denn auch die kontinuierliche Präsenz ist eine Eigenschaft, die wir dem Realen beimessen – und die wir überprüfen können, indem wir über den Erfahrungsaustausch mit Anderen die Öffentlichkeit über diese Erfahrung herstellen.

Die Erinnerungskonstanz der schamanischen Reise

Jedes Mal, wenn ich eine Anderswelt-Reise unternehme, ist die „Anderswelt“ vorhanden. Sie hat weder ihre Eigenschaften noch ihre anderen Qualitäten geändert. (Darüber wird noch zu sprechen sein.) Ich kann mir sogar von anderen bestätigen lassen, dass sie auch zu den Zeiten vorhanden ist, in denen ich sie nicht selbst beobachte. – Sie wird ja nicht nur von mir besucht, sondern auch von vielen anderen Menschen. (Obwohl dies nicht zum Kriterium der Erinnerungskonstanz gehört, sondern zur Öffentlichkeit.)

Damit haben wir also schon herausgefunden, dass die Anderswelt-Reise den beiden wichtigsten Kriterien genügt, nach denen wir beurteilen, ob etwas real ist oder nicht. Es gibt jedoch noch einige andere Kriterien, die wir als nächstes betrachten wollen.

Realität und Erinnerungsintensität

Das dritte Kriterium, nach dem ich etwas als real betrachte, ist die Intensität und Deutlichkeit, mit der ich mich daran erinnere – und zugleich die Art der Erinnerung.

Eine Beule auf der Stirn ist zum Beispiel eine sehr intensive Erinnerung meines Körpers an den Zusammenstoß mit einer Straßenlaterne. Allerdings kann ich mich auch ohne Beule mit schmerzhafter Deutlichkeit an Ereignisse erinnern. Wenn ich dies tue, dann halte ich diese Ereignisse für real. Erinnere ich mich jedoch nur sehr vage und verschwommen, zum Beispiel an ein lange zurückliegendes Ereignis, dann könnte ich durchaus dazu neigen, an seiner Realität zu zweifeln: Vielleicht habe ich es ja nur geträumt oder gelesen? – War es so oder vielleicht doch anders?

Im Gegensatz zu den beiden ersten Kriterien haben wir es hier mit einer individuellen Beurteilung zu tun: Konsens und auch Konstanz können und müssen wir mit anderen Menschen abstimmen, die Intensität des Erlebens und der Erinnerung können nur wir selbst beurteilen. Deshalb kann sie auch ausschließlich aus persönlicher Erfahrung oder eigenem Erleben entstehen, während es durchaus möglich ist, die beiden ersten Kriterien einfach von anderen zu übernehmen.

Die stärksten Formen der Anderswelt-Reise sind Erlebnisse von so eindeutiger, sinnlich erfahrener, einprägsamer und überwältigend realer Art, dass sie gewöhnlich als ekstatisch beschrieben werden. Dementsprechend intensiv und deutlich sind auch die Erinnerungen daran.

Die stärksten Formen der schamanischen Reise sind genau deshalb eine ekstatische Erfahrung, weil sie als wesentlich realer empfunden werden als die meisten alltäglichen Sinneserfahrungen, Wenn es auch durchaus einiger Übung und ernsthafter Arbeit bedarf, um zu diesen Formen der schamanischen Reise vorzudringen, so steht diese Behauptung dennoch jedem Menschen zur persönlichen Überprüfung offen, da im Prinzip jeder Mensch über die Eigenschaften oder Fertigkeiten verfügt, die für die Anderswelt-Reise benötigt werden.

Anderswelt-Reise und wissenschaftliche Plausibilität

Die folgenden Kriterien für unsere Meinung darüber, ob etwas real ist oder nicht, sind eigentlich völlig anderer Natur als die bisherigen, denn sie fragen nicht danach, ob etwas real ist, sondern danach, ob wir es für real halten können oder halten dürfen.

Dabei spielt vor allem die Frage nach der wissenschaftlichen Plausibilität eine entscheidende Rolle.

Lange Zeit war es ein fester Glaube in wissenschaftlichen Kreisen, dass nur das real sein kann, was sich mit wissenschaftlichen Mitteln nachweisen lässt (siehe Prigogine (5)).

Das ist jedoch nichts als ein Glaube – und wissenschaftlich völlig unhaltbar und unberechtigt: Die Physik ist zum Beispiel die Wissenschaft von allem, was sich mit den Mitteln und Methoden der physikalischen Wissenschaft beobachten und beschreiben lässt. In der Physik gibt es keinen Satz, der besagt, dass es außerhalb des mit physikalischen Mitteln Beobachtbaren nichts geben kann und darf, was real sein könnte.

Die Mittel und Methoden der physikalischen Wissenschaft erlauben ausschließlich Aussagen über diejenigen Dinge, die mit diesen Mitteln beobachtet und beschrieben werden können. Sie erlauben jedoch keinerlei Aussagen darüber, ob es außerhalb dieses Bereichs andere Gegenstände anderer Arten der Beobachtung und Beschreibung geben kann oder nicht.

Der amerikanische Philosoph Ken Wilber formulierte den Satz vom Kategorial-Irrtum: Wenn ich mit den Mitteln eines Systems versuche, die Gegenstände eines anderen Systems zu beobachten (oder zu verneinen), dann begehe ich einen Kategorial-Irrtum.

Wenn sich also ein Physiker (oder ein anderer Naturwissenschaftler) zum Beispiel dahingehend äußert, dass der Ort der schamanischen Reise nicht real sein könnte, weil es allen Erkenntnissen der Wissenschaft widerspreche, einen solchen Ort anzunehmen, dann irrt dieser Mensch gleich doppelt:

Erstens ist der Ort der schamanischen Reise die Anderswelt und nicht die alltägliche Wirklichkeit. Deshalb kann auch kein Ereignis oder Ding der schamanischen Reise mit wissenschaftlichen Sätzen in Widerspruch geraten. Die wissenschaftlichen Beobachtungen und Beschreibungen beziehen sich nun einmal ausschließlich auf die alltägliche Wirklichkeit.

Zweitens liegt ein Kategorial-Irrtum vor: Wir haben es bei den Dingen der schamanischen Reise mit etwas zu tun, das sein eigenes Beschreibungs- und Beobachtungssystem hat, so dass keinesfalls der Fehler gemacht werden darf, das eine mit dem anderen zu vermengen.

Die Lektüre dieses Buches wird Dir zeigen, dass es zwar manches oder sogar vieles enthält, das sich mit den Mitteln der Naturwissenschaften nicht beschreiben oder beobachten Iässt, aber es enthält nichts, was in irgendeiner Weise einem der sogenannten Naturgesetze widersprechen würde. Das ist eigentlich der Kern dieses Kriteriums für Realität: Wir können dann etwas für real halten, wenn es den Grundsätzen der Naturwissenschaften nicht widerspricht.

Ob dies nun erkenntnistheoretisch gesehen wirklich ein wichtiges Merkmal ist oder eine Art Glaubensbekenntnis wissenschafts-süchtiger Menschen oder nicht, spielt im Grunde genommen keine Rolle, denn die Bedingung wird ohnedies erfüllt.

Die soziale Akzeptanz

Diesen letzten Punkt meiner Liste muss jeder mit sich selbst, seinem Selbstbild, Selbstwertgefühl und seiner Vorstellung von sozialer Akzeptanz aushandeln: Völlig unabhängig von den bisherigen benannten und beschriebenen Kriterien für die Beurteilung des Realen gibt es in jeder Gesellschaft immer eine vorherrschende Vorstellung von dem, was real ist, sein kann oder sein darf. Wohlgemerkt: Diese Vorstellung beruht – wie ein Blick in die Geschichte zeigt – immer auf Glaubenssätzen, nicht auf rational fassbaren Argumentationen, Die Mitglieder einer jeden Gesellschaft glauben dann zwar mehrheitlich, ihre Ansichten wären unzweifelhaft die einzig möglichen, tatsächlich jedoch ist dem nicht so. Wie irrational zum Beispiel in unserer Gesellschaft der Glaube an die Wissenschaft ist, dürfte schon aus den bisher beschriebenen Kriterien deutlich geworden sein. Bereits in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die wissenschafistheoretische und erkenntnistheoretische Grundlagenarbeit dafür gelegt zu verstehen, wie Wissenschaft funktioniert und wo ihre systemimmanenten Grenzen liegen (Gödel – siehe Hofstadter (1) und Schrödinger (9)). Und trotzdem hängen die meisten Menschen, insbesondere natürlich Wissenschaftler selbst, hartnäckig an ihren Glaubenssätzen, die de facto mit wissenschaftlichen Mitteln schon längst als Glaubenssätze entlarvt oder erkannt wurden.

Du musst selbst herausfinden, wo und wie Du Dich positionieren willst, ob Du einfach dem Mainstream folgst (der allerdings schon zu den Dinosauriern gehört, die ja wohl auch nicht immer gleich gemerkt haben, dass sie schon tot sind) oder ob Du Dich unter kritischer Würdigung des hier Gesagten selbst auf die Reise machen willst:

Du kannst Deine eigenen Erfahrungen erarbeiten, kritisch sichten, eine Öffentlichkeit herstellen, indem Du Erfahrungen mit anderen austauschst, und Dich auch an Spezialisten dieser Wissensgebiete wenden, die jenseits des Kategorial-Irrtums arbeiten.

Es sollte jedoch in jedem Fall deutlich geworden sein, dass es einige Klippen beim Umgang mit der schamanischen Reise gibt, die Du aber erfolgreich umschiffen kannst:

Entschließe Dich doch einfach dazu, mir weiter auf dieser Reise zu folgen, Es gibt noch viele spannende Fragen, die wir mit unserem Intellekt anschauen können, um die Antworten dann in unserer eigenen Erfahrung der schamanischen Reise zu konkretisieren.

Zum Beispiel die Frage nach der Wahrnehmung: Wenn die Anderswelt-Reise tatsächlich real ist, wie nehmen wir sie und die Anderswelt denn wahr?

Oder dies: Wie verhält sich denn die Anderswelt zu unserer alltäglichen Wirklichkeit?

Noch spannender ist die Frage, ob die Wesen der Anderswelt ebenso wie wir in den anderen Teil der Welt (also in unsere alltägliche Wirklichkeit) reisen können. Mit anderen Worten: Bekommen wir Besuch – oder gibt es vielleicht sogar etwas wie eine permanente Koexistenz?

Aus den Antworten zu diesen Fragen ergibt sich dann auch die Antwort auf die Frage, ob denn die Anderswelt-Reise, so sie denn real ist, nur der Befriedigung möglicherweise fehlgeleiteter Neugier dient oder ob sie vielleicht sogar praktischen Nutzen für die Bewältigung und Gestaltung unseres Lebens hat.

Letztlich wenden wir uns der spirituellen Frage zu: Stellt die Anderswelt-Reise eine Möglichkeit dar, das Göttliche in der Welt direkt und unmittelbar zu erfahren?

Diese und weitere Fragen werde ich in den folgenden Kapiteln beantworten. Zum Teil werde ich Dir dabei Antworten aus den reichen Traditionen des Schamanismus geben. Zum Teil bin ich auch in der Lage, aus eigener Erfahrung zu berichten. Die Mittel und Methoden, alle diese Dinge selbst zu erfahren und damit zu überprüfen, stehen Dir in Form der Anderswelt-Reise zur Verfügung.

Allerdings solltest Du immer daran denken, dass Menschen irrtums- und fehlerbehaftet sind, so dass alle Deine Erfahrungen und Schlussfolgerungen (ebenso natürlich auch meine) den Prüfungen unterzogen werden sollten, die sich aus den Betrachtungen dieses Kapitels ergeben.

 

Axel Brück, Die Anderswelt-Reise, Arun-Verlag, 3-935581-84-X

 

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